Ein Blick auf die königlichen Kopfbedeckungen
Genießen Sie den Sommer auch so sehr? Wir schwelgen momentan nicht nur im Sonnenschein, sondern ebenso beim Anblick der Damen in Royal Ascot. Wie jeden Juni findet diese Woche die legendäre Rennwoche in der englischen Kleinstadt Ascot in der Grafschaft Berkshire statt und auf der Tribüne geht es mindestens so spannend zu wie auf der Rennbahn. Und das liegt nicht nur am angekündigten Besuch von König Charles III., um das Andenken an die Königin zu ehren. Es sind die faszinierenden Kopfbedeckungen der Damen, die hier den eleganten Vollblütern glatt die Show stehlen.
Die Tradition der Fascinators und seine historischen Ursprünge
Die sogenannten Fascinators gehören bei offiziellen Auftritten zum Outfit jeder echten englischen Lady dazu. Die Tradition erfordert bei formalen Events in England ein „Morning Dress” und dieses verlangt wiederum nach einem Hut.
Zum ersten Mal tauchte das extravagante Accessoire in den 1770er Jahren auf, als Marie-Antoinette aus einer Laune heraus ein paar Straußen- und Pfauenfedern in ihr aufgetürmtes, pomadisiertes Haar steckte. Im 18. und 19. Jahrhundert war die „Wolke”, wie man die längliche Kopfbedeckung damals nannte, laut The Fashion Dictionary „aus Seide, Spitze oder Netz, oder aus feinem Garn gestrickt oder gehäkelt". Seitdem entwickelte sich das faszinierende Headpiece immer weiter, und heute ist der Fascinator aus der englischen Adelsmode nicht mehr wegzudenken.
Berühmte Auftritte
Bestimmt erinnern Sie sich auch noch an die Hochzeit von William und Kate. Bei der königlichen Zeremonie im Jahr 2011 gab es Fascinators zu sehen, so weit das Auge reichte und das Philip Treacy-Modell von Prinzessin Beatrice sorgte für genauso viel Aufsehen wie das von Alexander McQueen perfekt geschnittene Kleid, das Pippa Middleton trug.
Der blassrosa Satin-Fascinator des irischen Hutdesigners, der in aufwendiger Schleifenform auf dem Kopf der Prinzessin von York thronte, wurde später für wohltätige Zwecke auf eBay für knapp über 120.000 Euro als teuerster Hut aller Zeiten versteigert. Der Designer selbst definiert seine Kreationen als „ein kleiner Kopfschmuck, der an einem Kamm, Draht oder Clip befestigt ist und auf dem Kopf thront. Keine Krempe, keine Krone. Der Begriff bezieht sich heute auf alles, was an einem Clip, einem Stirnband oder einem Kamm befestigt ist.”
Die Kleiderordnung in Ascot
Wer seinen „kleinen Kopfschmuck” in Royal Ascot tragen will, muss seit 2012 allerdings aufpassen. Seitdem gilt bei dem eleganten Event nämlich eine neue Kleiderordnung und die verlangt einen „Hut, eine Kopfbedeckung oder einen Fascinator auf der Haupttribüne, mit einer Krempe von mindestens zehn Zentimetern Länge”. So soll die Eleganz des sportlichen Ereignisses gesichert und vermieden werden, dass die junge Elite es mit der Extravaganz übertreibt.
Kreative Alternativen
Nicht ausgefallen genug kann es dafür auf dem Bridport Hat Festival im Südwesten Englands zugehen. Hier treffen sich jedes Jahr Hut-Enthusiasten, um die kreativsten, skurrilsten und originellsten Kopfbedeckungen vorzuführen und zu bestaunen. Von Fascinators in Segelboot-Form, über sich drehende Pferdekarrussels auf dem Haupt, bis hin zu kreisrunden Hüten, die mit Cider-Dosen, Cocktailschirmchen und Eiswürfeln beklebt zum Beach-Picknick einladen – hier heißt die Devise: je verrückter, desto besser.
In die royale Loge in Ascot kommt so vermutlich keiner rein, aber König Charles wäre bei dem Anblick sicherlich very amused. Denn wie Phillip Treacy so richtig sagt: „England ist die Heimat des Hutes” - und des trockenen Humors. Zwei weitere Gründe für uns, die feine englische Art zu lieben!
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