Trockener britischer Humor ist legendär. Doch eine wilde Komikertruppe fügte dem ab Ende der 1960er eine ganz neue Facette hinzu. Die Rede ist von Monty Python – einer Art humoristischer Naturgewalt, die die Komik für immer verändern sollte.
Denn surrealer, alberner und absurder war Comedy vorher nie gewesen. Was wohl die Menschen an den Fernsehern dachten, als die erste Folge von „Monty Python‘s Flying Circus“ im Jahr 1969 über den Bildschirm flimmerte? Denn was sie zu sehen bekamen, waren unkonventionelle Sketche mit Witzen und irren Zwischensequenzen, die anders waren als alles bisher Dagewesene.
Monty Python’s Flying Circus
Monty Python fand sich in den 1960er Jahren zusammen. Die meisten der sechs Komiker studierten damals in Oxford und Cambridge. Mit ihrer Fernsehserie „Monty Python's Flying Circus“, die zwischen 1969 und 1974 lief, wirbelten Michael Palin, Eric Idle, Graham Chapman, Terry Jones, John Cleese und der in Amerika geborenen Terry Gilliam die Sehgewohnheiten des Publikums gehörig durcheinander.
Denn diese Art der Comedy war neu, seltsam, unverfroren, manchmal über das Ziel hinaus – und zum Schreien komisch. Sie fand später sogar als „pythonesque“ einen Platz im Wörterbuch. Was Terry Jones einmal so kommentierte: „Wir wollten unberechenbar sein. Dass 'pythonesque' jetzt ein Adjektiv im Oxford English Dictionary ist, bedeutet, dass wir völlig versagt haben.“
Bewusstseinsströme und surreale Kunst
Inspiriert von der heute relativ unbekannten Comedy-Serie Q5 von Spike Milligan, folgten die Episoden einer Art Bewusstseinsstrom – meist mit einer Reihe bizarrer Animationen vom ehemaligen Kunststudenten Gilliam als Zwischensequenzen.
Dabei durchbrachen die Pythons häufig auch die sogenannte vierte Wand, indem sie das Publikum direkt ansprachen. Und sie machten sich auch über ihre eigene Sendung lustig, indem die Figuren die Sketche einfach unfertig ließen oder weggingen. Die Witze verschonten dabei nichts und niemanden - von der Religion über die Politik bis hin zu Ex-Papageien und dem Zustand von Käseläden.
Unvergessen sind Sketche, wie der, in dem ein Mann versucht, einen Albatros in einem Theater zu verkaufen, das legendäre Ministerium für „Silly Walks“ oder die irre Selbstverteidigung gegen Angriffe mit frischem Obst.
Vom Heiligen Gral zum Minzplättchen
Nachdem der fliegende Zirkus 1974 wieder gelandet war und die Show eingestellt wurde, produzierte die Truppe mehrere abendfüllende Filme: Das waren zum Beispiel eine aberwitzige Parodie auf den König-Artus-Mythos namens „Die Ritter der Kokosnuss“ (1975), die Religionssatire „Das Leben des Brian“ (1979) und der Episodenfilm „Der Sinn des Lebens“ (1983). Sie alle enthalten unzählige Songs, Zitate und Szenen, die viele noch heute auswendig kennen – ich sage nur „Always Look on the Bright Side of Life“ und oder das Minzplättchen, bei dem ich persönlich meist wegschaue. Denn bei den Pythons ging es durchaus auch mal drastisch und ein bisschen eklig zu.
Heute nennen viele Comedians Monty Python als eine wichtige Inspiration. Mike Myers, der die Austin-Powers-Filme drehte, sagte zum Beispiel einmal: „Wenn Comedy ein Periodensystem hätte, würde Python mehr als ein Atom enthalten.“ Kein Wunder, bei so vielen denkwürdigen Sketchen.
Der Ex-Papagei
Einer der beliebtesten Sketche der Truppe handelt von einer eigentlich längst ausgestorbenen Papageienart namens "Norwegian Blue". Der legendäre „Dead Parrot Sketch“ lief am 7. Dezember 1969 erstmals im Fernsehen. Aber wussten Sie, dass es ursprünglich gar nicht um einen Papagei ging?
Im Sketch kommt es zum Streit zwischen dem verärgerten Kunden Mr. Praline, gespielt von Cleese und einem Ladenbesitzer, dargestellt von Michael Palin. Der Verkäufer weigert sich standhaft, zuzugeben, dass er einen toten Papagei verkauft hat. In Mr. Pralines hitzigem Debatteneitrag lassen sich deshalb ganz nebenbei eine Menge Umschreibungen für „verblichen sein“ lernen: „This parrot is no more! It has ceased to be! It's expired and gone to see its maker! This is a late parrot.”
Vom Gebrauchtwagen zum Comedy-Gold
Würde all das nicht auch gut zu einem kaputten Gebrauchtwagen passen? Vor „Monty Python's Flying Circus“ arbeiteten John Cleese, Michael Palin und Graham Chapman für ein TV-Special mit dem Titel „How To Irritate People” erstmals zusammen. Dafür hatten Cleese und Chapman den Sketch "Car Salesman“ geschrieben, der auf einem echten Autoverkäufer basierte, der Palin ein defektes Auto verkauft hatte, sich aber weigerte, das zu akzeptieren. Ungeachtet des lockeren Schalthebels, der funktionsuntüchtigen Bremsen oder der abfallenden Tür, blieb der Verkäufer im Sketch dabei, dass man bei einem solchen Modell mit Kinderkrankheiten rechnen müsse.
Das Special wurde in den USA ausgestrahlt, war aber in Großbritannien wohl nie zu sehen. Dort lag also verborgenes Comedy-Gold, das Cleese und Chapman beim Schreiben für den „Flying Circus“ letztlich hoben. Sie machten flugs aus dem Auto einen Papagei und schrieben so einen der beliebtesten Sketche der Truppe.
Unvergessen und unsterblich
Nach langer Zusammenarbeit löste sich Monty Python 1983 auf. Der letzte gemeinsame Auftritt aller sechs Mitglieder fand 1989 zur Produktion der Jubiläumssendung „Parrot Sketch Not Included – 20 Years of Monty Python“ statt. Graham Chapman starb 1989. Im Jahr 2004 wurde das Musical „Monty Python's Spamalot“, eine Art Bühnenadaption von „Die Ritter der Kokosnuss“, am Broadway aufgeführt. Die verbliebenen fünf Mitglieder hatten ihre letzte gemeinsame Show am 20. Juli 2014. Zuletzt starb Terry Jones im Jahr 2020. Doch der pythonesque Humor ist und bleibt einfach unsterblich.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!