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William Turner – Ein Leben für die Malerei

William Turner – Ein Leben für die Malerei

The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broken up, 1838

Joseph Mallord William Turner starb im Jahr 1851. Seine letzten fünf Jahre hatte er unter dem Pseudonym „Admiral Booth“ in einem unscheinbaren Unterschlupf im Londoner Stadtteil Chelsea verbracht. Kaum jemand aus seinem vorherigen Umfeld wusste von seinem seinen Aufenthaltsort und die Kinder aus der Nachbarschaft nannten ihn bloß „Puggy“.

Seine 20 Jahre jüngere Geliebte soll ihn am Ende gepflegt haben. Am Schluss nahm er zudem nur noch Milch und Brandy zu sich, sagte man. Bei seinem Tod war Turner 76 Jahre alt, doch seine Sterbeurkunde wies ihn als 79-jährig aus.

Kaum zu glauben, dass einer der berühmtesten Landschaftsmaler Großbritanniens unter solch merkwürdigen Umständen sein Ende fand. Doch womöglich passte es zu dem Mann, der nicht gerne unter Leute ging und sich ganz und gar seiner Malerei widmete.

Seine Abneigung für soziale Anlässe war legendär – ebenso wie seine Liebe zu einem großen roten Taschentuch. Bei einem Abendessen bei Charles Dickens soll er die gesamte Veranstaltung darin eingewickelt verbracht haben.

Herkunft und Werdegang

Turner wurde 1775 als Sohn eines Friseurs und Perückenmachers geboren. Er besuchte fünf Jahre lang eine normale Schule und widmete sich dann ausschließlich der Malerei. Sein Leben sollte von da an durch seine unbeugsame Hingabe zur Kunst geprägt sein.

Schon mit 14 Jahren bekam er einen Platz an der renommierte Royal Academy of Arts, wo er sich schnell einen Namen als Wunderkind machte. Mit 24 Jahren wurde er ein reguläres Mitglied der Akademie, und mit 26 Jahren erreichte er als jüngster Künstler überhaupt den Rang eines Royal Academician.

Das war eine beeindruckende Leistung. Doch sie ging nicht ohne Opfer einher, denn er malte mit einer fokussierten Besessenheit. Die Dinge des Lebens waren für ihn nur dann von Bedeutung, wenn sie seiner Malerei dienten. Mit tiefen Beziehungen zu Menschen konnte er deshalb wenig anfangen. Es heißt zwar, er habe zwei uneheliche Töchter gehabt, doch laut eigener Aussage waren seine Gemälde für ihn seine Kinder.

Hingabe und Selbstzweifel

Turner strebte danach, seine Kunst zu perfektionieren und einer der größten Maler der Geschichte zu werden. Außerdem wollte die Welt verstehen und lernen, wie er das, was ihn umgab, auf die Leinwand bringen konnte.

Um besser zu werden, kopierte er deshalb unentwegt große Gemälde, besonders die der französischen und niederländischen Meister. Das löste jedoch auch Selbstkritik bei ihm aus. Angeblich brach er beim Betrachten des Werks „Seaport with the Embarkation of the Queen of Sheba“ von Claude Lorrain in Tränen aus, weil er überzeugt war, nie so etwas Großartiges malen zu können.

Doch ungeachtet solcher Gefühlsausbrüche und Selbstzweifel war Turners grenzüberschreitende Herangehensweise an die Malerei zu seiner Zeit revolutionär.

Er liebte und bewunderte die Natur zutiefst und suchte ständig nach neuen Perspektiven. Dabei faszinierten ihn dramatische Wolken, tosende Wellen, neblige Stadtansichten und zuletzt auch Feuer. Während seine britischen Zeitgenossen nach dem Waffenstillstand 1802 nach Paris eilten, zog es Turner in die Alpen. Dort fand er alles, was ihn faszinierte: Wolken, zerklüftete Felsen und dramatische Landschaften. Denn er mag zurückgezogen gelebt haben, doch ein Stubenhocker war er nicht. Vielmehr skizzierte er auf all seinen Reisen unermüdlich, sei es vom Boot im Hafen von Calais, vom Kutschenfenster oder in einem sonnigen Bordell in Bern.

Die Geschichte, dass er sich für eine seiner Skizzen einmal an den Bug eines Bootes binden ließ, um den Sturm unmittelbar zu erfahren, ist aber wohl nur eine Legende. Es zeigt jedoch, dass die Menschen damals ihm das durchaus zugetraut hätten.

Farbbrillanz und Abstraktion

In der zweiten Hälfte seiner Karriere entwickelte Turner einen Stil, der durch immense Leuchtkraft bestach. Oft malte er intuitiv und spontan, bis er den richtigen Ausdruck gefunden hatte. Die unnachahmliche Farbbrillanz seiner Bilder ließ so manchen seiner Kollegen blass aussehen. Der Maler David Wilkie fühlte sich 1807 „in den Schatten gestellt durch die ungebremste Pracht eines benachbarten Bildes“. Er meinte damit natürlich eines von Turners Werken, das alles überstrahlte.

Noch radikaler als seine Farbpalette war Turners Umgang mit der Farbe selbst. Seine Werke wurden im Laufe der Zeit immer abstrakter und farbgewaltiger. Seine radikale und geradezu formlose Darstellung führte aber auch zu heftiger Kritik. Ein Kritiker beschrieb seine Bilder als Werke eines Mannes, „der ohne Hände geboren wurde“.

Ein anderer sagte, Turner male keine Landschaften, sondern bloß die Elemente wie Luft oder Wasser. Zur damaligen Zeit waren jedoch naturgetreue Darstellungen gefragt und derlei wilde Ausdruckskraft galt nicht unbedingt als höchstes Zeugnis künstlerischen Könnens.

So gesehen war Turner seiner Zeit voraus. Denn mit seiner spontanen Malerei und der betörenden Farbbrillanz seiner Bilder legte er den Grundstein für Impressionisten und abstrakte Expressionisten.

William Turner: Ein großer britischer Künstler

Denn als der Impressionist Claude Monet in London weilte, studierte er Turners Bilder aus nächster Nähe – und ließ sich unmittelbar von Turners künstlerischer Vision und seiner Eigenwilligkeit inspirieren.

Zum Glück können auch wir das heute noch tun. Denn Turner hinterließ mehr als 300 Ölgemälde und Tausende von Aquarellen und Zeichnungen, die die Menschen mehr denn je begeistern. In einer Umfrage der BBC im Jahr 2005 wurde Turners „The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broken up“ (1838) von den Britinnen und Briten zum „größten Gemälde Großbritanniens“ auserkoren. Und 2016 wurde er als erster Künstler von der Bank of England auf einer Banknote verewigt. Turners Traum, einer der größten Maler der Welt zu werden, hat sich eindeutig erfüllt.

 

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