Ein Erbe der normannischen Eroberung
Woher kommt es, dass man bei britischen Autorinnen (etwa Daphne du Maurier), britischen Militärs (wie Sir Peter de la Billière), aber natürlich auch anderen Mitbürgern des Vereinigten Königreichs auf französische Nachnamen stößt? Um den Grund zu erfahren, blättern wir in den Geschichtsbüchern fast tausend Jahre zurück.
William the Conqueror wird König
Es ist das Jahr 1066 und William the Conqueror, also Wilhelm der Eroberer, bezwang den englischen König Harald bei der Schlacht bei Hastings, wie auf dem berühmten Teppich von Bayeux dargestellt. Dieser fast 70 Meter lange und 50 Zentimeter hohe Wandteppich wurde sehr wahrscheinlich in England fabriziert und weilt nun seit über 900 Jahren im Museum von Bayeux.
Nach dem fulminanten Sieg zogen die normannischen Truppen zuerst Richtung Dover, plünderten weitere Gebiete und besetzten schließlich London. Hier ließ sich Wilhelm der Eroberer am Weihnachtstag 1066 zum König von England krönen. Zwei Jahre später hatte er fast das gesamte Land unter seine Herrschaft gebracht. Daher sind so viele Burgen und Kirchen ab 1066 im sogenannten normannischen Stil erbaut worden. Später zeigte sich der normannische Herrschaftsanspruch auch an Kloster- und Kathedralen, die ebenfalls häufig in diesem Stil umgebaut oder erweitert wurden.
Normannische Barone in England
Nach seinem Feldzug „importierte“ der neue englische König normannische Barone, denen er den englischen Boden als Landverleihung übergab. So konnte er den Adel an sich binden, was eine gewisse politische Stabilität mit sich brachte. Natürlich litt als Erstes die Landbevölkerung unter den neuen Herrschern. Die Gegensätze zwischen der angelsächsischen Bevölkerung und der aus Frankreich stammenden Oberschicht blieben Jahrhunderte bestehen. Aus diesem Fundus an Geschichte lieferte Walter Scott (1771 bis 1832) reichlich Stoff für seinen Roman „Ivanhoe“.
Das Domesday Book
Natürlich profitierte das Land auch von einer Modernisierung der Infrastruktur: Wilhelm der Eroberer beauftragte 1086 Das Domesday Book, ein einzigartiges Dokument der Steuererfassung und Landvermessung. Es erfasste weite Teile des Landes, jedoch nicht alle Regionen, darunter Northumberland, Durham und London. Dieses Buch dokumentiert die Übertragung von Ländereien von angelsächsischen an normannische Besitzer, was die Einführung und Verbreitung französischer Namen in England, insbesondere in der Oberschicht, widerspiegelt, was langfristig einen großen Einfluss auf die Entwicklung englischer Namen hatte.
Die französischen Nachnamen
Die meisten von den Normannen eingeführten Nachnamen stammen aus ihren Burgen oder Dörfern, namentlich in der Normandie. Man denke zum Beispiel an Bruce, Clifford, Devereux, Glanville, Mortimer, Mowbray, Percy und Warren sowie an Formen, welche die Präposition „de“ beibehalten haben, wie de Courcy und D'Abernon.
Aber auch Martin, Bernard, Robert und Lewis sind Nachnamen französischen Ursprungs, die heute noch häufig in England vorkommen. Diese Namen leiten sich oft von Vornamen ab, die durch die Normannen eingeführt wurden, wie etwa Guillaume (William), Richard oder Philippe. So spiegeln sie nicht nur geografische Ursprünge wider, sondern auch die Popularität französischer Personennamen, die im mittelalterlichen England zum festen Bestandteil der Namenskultur wurden.
Leserbriefe (1)
Silvia Kühstaler
am 29.12.2024