Am 14. Dezember 1979 riss ein musikalisches Erdbeben die britische Musikszene aus ihrem Trott. Denn das dritte Studioalbum der Punk-Band The Clash scherte sich nicht um Erwartungen und fügte dem Punk ganz neue Facetten hinzu. „London Calling“ war erstaunlich anders. Denn als die Fans die Platte auflegten, erklang ein vielschichtiges Werk, das bis heute als echter Meilenstein der Rockmusik gilt.
London Calling – Die Entstehung einer Legende
The Clash waren eigentlich die Nachzügler der damaligen Punkbewegung, da sie sich erst 1976 nach einem denkwürdigen Konzert der Sex Pistols gründeten. Und sie setzten weniger auf Provokation, sondern griffen in ihren Texten oft ernste politische Themen auf.
Die Entstehung von "London Calling" ist eine dieser spannenden Rock’n’Roll-Geschichten: Nach einer kreativen Durststrecke suchten die beiden Songwriter der Band Joe Strummer und Mick Jones Zuflucht in einem unscheinbaren Proberaum in einem Londoner Hinterhof. Das tat ihnen offenkundig gut, denn in nur wenigen Monaten schrieben sie fieberhaft neue Songs. Von August bis November 1979 nahmen sie diese dann mit dem Rest der Band in den Wessex Sound Studios auf. Ihr Produzent Guy Stevens, der sich durch unorthodoxe Methoden und ein ungezügeltes Temperament auszeichnete, trug sicherlich auch zur elektrisierenden Atmosphäre des Albums bei.
Das Endergebnis übertraf alle Erwartungen. Statt mit harten Riffs wartete „London Calling“ mit einer musikalischen Weltreise auf. Die 19 Songs des Albums vereinten Punk, Reggae, Ska, Jazz und Rock'n'Roll. All diese Einflüsse hatten die Bandmitglieder während ihrer vorangegangenen US-Tour in sich aufgesogen und verwoben sie nun mit Punk und ihrem politischen Engagement.
Ein musikalisches Meisterwerk – und ein kommerzieller Erfolg
„London Calling“ wurde nicht nur ein kommerzieller Erfolg, sondern auch ein echter Kritikerliebling – und das bis heute. Denn die Kritiken überschlugen sich mit Lobeshymnen. Das Rolling Stone Magazin kürte „London Calling“ sogar zum besten Album der 1980-er Jahre, obwohl es bereits im Jahr 1979 erschienen war. In den Ranglisten der besten Alben aller Zeiten ist es bis heute immer wieder vertreten.
Schnell nach dem Erscheinen erreichte „London Calling“ die Top Ten der britischen Charts und die gleichnamige Single schaffte es in die Top 20. In den USA erhielt das Album Platin-Status. Bis heute wurden mehr als fünf Millionen Exemplare verkauft.
Das legendäre Albumcover stammt von Fotografin Pennie Smith und zeigt Bassist Paul Simonon, wie er seinen Bass auf der Bühne zertrümmert. Das Artwork des Covers ist eine Hommage an Elvis Presleys Debütalbum und spannt damit einen Bogen zum Rock'n'Roll.
Mehr fürs Geld – allen Widerständen zum Trotz
Spannend ist auch, wie die Band es schaffte, aus „London Calling“ ein Doppelalbum zu machen. Eigentlich wollten die Musiker alle 19 aufgenommenen Songs auf einer einzigen Platte unterbringen. Doch der Platz reichte dafür schlichtweg nicht aus. Da sie ihre Fans finanziell nicht überstrapazieren wollten, kamen sie auf die Idee, ein Doppelalbum zum Preis einer normalen Platte zu veröffentlichen. Die Leute der Plattenfirma waren entsetzt, denn das war für sie wirtschaftlicher Irrsinn. Doch The Clash ließen sich nicht beirren und machten aus der zweiten Vinylscheibe kurzerhand "Bonusmaterial", was die Plattenfirma zähneknirschend akzeptierte.
Und noch eine Randnotiz: Als die Band kurz vor der Veröffentlichung noch den Song „Train in Vain“ auf der Platte unterbringen wollte, schaffte es dieser nicht mehr in die Trackliste auf der Rückseite, da das Layout schon fertig war. Aber der Song wurde unverhofft zu einem Überraschungshit und trug seinen Teil zum Erfolg des Albums bei.
The Clash – zeitlose Songs
Mit „London Calling“ zeigen The Clash, dass Punk enorm vielfältig sein kann und es auf mehr ankommt als nur die Musik. Denn für die Band gehörte auch dazu, sich gesellschaftlich zu engagieren und mutig neue Wege zu gehen. Mit ihrem Album schufen sie ein zeitloses Werk, das nicht nur musikalische Grenzen sprengte, sondern gleichzeitig dem Geist des Punks treu blieb. Auch mehr als vier Jahrzehnte nach seiner Veröffentlichung lohnt es sich deshalb „London Calling“ aufzulegen und sich von der kreativen Energie mitreißen zu lassen. Für mich ist es nach wie vor eines der besten Alben überhaupt. Kurzum: The Clash riefen „London Calling“ – und die Welt hörte ihnen begeistert zu.
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