Es gibt Musiker, die kommen und gehen, und dann gibt es Eric Clapton. Der Mann mit der Gitarre, der die 60er mitprägte, die 70er durchtrunken, die 80er überlebt und die 90er mit “Tears in Heaven” in die Geschichtsbücher der herzzerreißenden Balladen katapultiert hat. Nun wird „Slowhand“ 80 – und was kann man da noch sagen, außer: Respekt, Mr. Clapton.
Vom Wunderkind zum „God“
Seine Geschichte begann in einem verschlafenen Kaff namens Ripley in Surrey, wo der junge Eric nach der Wahrheit über seine Familie suchte und stattdessen eine Gitarre fand. Die Frage „Wer sind eigentlich meine Eltern?“ wurde schnell ersetzt durch „Wie spielt man diesen gottverdammten Blues?“. Und das tat er dann auch – zuerst bei den Yardbirds, dann bei John Mayall’s Bluesbreakers, wo auf eine Londoner Häuserwand „Clapton is God“ gesprüht wurde. Noch keine 25 und schon eine Legende.
Eine Supergruppe nach der anderen – und dann doch allein
Mit Cream hob Clapton die Messlatte für Rock-Gitarren auf ein Level, bei dem Luftgitarristen heute noch Muskelkater kriegen. Doch wie jede Band mit zu viel Talent und zu wenig Geduld hielt das Ganze nicht lange. Also versuchte er es mit Blind Faith – hielt auch nicht lange. Dann Derek and the Dominos – hielt noch kürzer. Aber zum Glück gab’s da „Layla“, das bis heute eine der größten Rock-Balladen ist und besser altert als so mancher Frontmann bzw. -frau.
Seine Solokarriere? Ein auf und ab zwischen musikalischen Meilensteinen und persönlichen Abstürzen. Die 70er waren geprägt von Alkohol, Drogen und der ein oder anderen Fehlentscheidung – außer, wenn er zur Gitarre griff. Dann erinnerte er die Welt daran, dass er eben nicht irgendein Gitarrist ist, sondern der Mann, wegen dem Generationen von Musikern beschlossen, ihre Finger mit Pentatonik-Skalen zu malträtieren. Sein Song „Cocaine“, geschrieben von J.J. Cale, wurde dabei zur inoffiziellen Hymne seines damaligen Lebensstils – ein ironisches Denkmal für eine Zeit, die er später selbst als düsteres Kapitel bezeichnete. Doch es kam noch viel düsterer.
Triumphe, Tragödien und ein Song für die Ewigkeit
1991 schlug das Leben dann richtig hart zu: Claptons vierjähriger Sohn Conor stürzte aus dem 53. Stock eines New Yorker Hochhauses in den Tod. Der Schmerz war so überwältigend, dass selbst die Musik nicht mehr half – bis er „Tears in Heaven“ schrieb. Ein Lied, das einen Kloß im Hals hinterlässt, selbst wenn man vorher dachte, man sei hart im Nehmen.
Doch der Mann hat sich immer wieder aufgerafft. Er blieb der Musik treu, dem Blues verbunden, und mit Songs wie „My Father’s Eyes“ oder seinem Unplugged-Album bewies er, dass man auch ohne Verstärker eine ganze Halle in den Bann ziehen kann.
Die Royal Albert Hall und andere Wohnzimmer
Wenn es ein Gebäude gibt, das Clapton als Zweitwohnsitz beanspruchen könnte, dann ist es die Royal Albert Hall. Mehr als 200 Konzerte hat er dort gespielt, seine besten Alben aufgenommen und bewiesen, dass sich der Blues und britische Eleganz hervorragend vertragen. Dort steht er auf der Bühne, schließt die Augen, legt los – und für einen Moment fühlt sich das Publikum so, als wäre es Teil von etwas Größerem.
80 Jahre und kein bisschen leise
Und nun also 80 Jahre. Eine Zahl, die sich absurd anhört für jemanden, der immer noch so spielt, als wäre er in seinen besten Jahren. Klar, gesundheitliche Probleme plagen ihn, das Gehör hat gelitten, die Finger machen nicht mehr alles mit. Aber wenn Clapton zur Gitarre greift, ist das immer noch Magie.
Wird er aufhören? Unwahrscheinlich. Solange er atmet, wird er den Blues spielen. Solange er den Blues spielt, wird er relevant bleiben. Und solange er relevant bleibt, werden Gitarrenlehrer weltweit weiterhin versuchen, verzweifelten Schülern „Layla“ beizubringen.
2004 bekam er von der Queen den Commander of the Order of the British Empire (CBE) verliehen – eine beachtliche Ehrung, aber eben noch kein Ritterschlag. Vielleicht erbarmt sich ja König Charles und erhebt ihn mit 80 endlich in den Adelsstand. Wäre ja auch nur angemessen für einen Mann, der die britische Musikgeschichte so geprägt hat wie kaum ein anderer. Und mit ein bisschen Glück ist seine bewegte Vergangenheit inzwischen kompatibel genug mit den königlichen Vorstellungen von Würde und Anstand.
Happy Birthday, Slowhand. Und bitte mach weiter.
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