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Von Abteien und Abbeys – Klösterliches Erbe in Großbritannien

Von Abteien und Abbeys – Klösterliches Erbe in Großbritannien

Westminster Abbey, Tintern Abbey, Downton Abbey – es gibt viele „Abbeys“, doch nur wenige sind echte Klöster. Oder etwa doch? In unserem neuen Blogbeitrag gehen wir dem klösterlichen Erbe Großbritanniens auf den Grund. Zwischen gotischen Bögen, königlichen Krönungen und keltischen Hochkreuzen begegnen Sie nicht nur Mönchen und Monarchen, sondern auch Jane Austen, die sich zur Klosterfrage sehr pointiert äußerte. Lesen Sie selbst!

Von Abbey Road bis Westminster Abbey – der Begriff „Abbey“ zieht sich wie ein roter Faden durch die englische Kultur und Geschichte. Auch wenn viele Klöster seit der Reformation verschwunden sind, lebt ihr Erbe weiter: im Namen prächtiger Ruinen, lebendiger Ordensgemeinschaften und zahlreicher Orte, die einst religiösen Gemeinschaften gehörten.

Das Ende der Klöster

Im 16. Jahrhundert ließ Heinrich VIII. die Klöster in England und Wales auflösen – ein massiver Einschnitt in das religiöse und gesellschaftliche Leben des Landes. Unter dem Begriff Dissolution of the Monasteries wurde eine groß angelegte Enteignung, Auflösung und Zerstörung monastischer Einrichtungen durchgeführt – darunter Abteien, Priorate und Konvente. Hunderte Ordenshäuser verschwanden in wenigen Jahren von der Landkarte, ihre Besitztümer gingen an die Krone oder wurden an Adelige verkauft.

Orte der Ruhe – damals wie heute

In Großbritannien gibt es zahlreiche ehemalige und aktive Klöster, die als Orte der Besinnung, Stille und Einfachheit geschätzt werden – ein wohltuender Gegenpol zum hektischen Alltag. Viele dieser Stätten stehen Besucher und Besucherinnen offen, sei es für einen Tagesausflug oder einen spirituellen Rückzug auf Zeit. Ideal für alle, die entschleunigtes Reisen suchen.

Übrigens: Bereits vor rund 1.500 Jahren machten sich Mönche aus Irland und Schottland auf den Weg nach Kontinentaleuropa. Einer von ihnen war Gallus, der in der heutigen Schweiz das Kloster St. Gallen gründete – ein Beispiel für die weite Ausstrahlung der britischen Klostertradition.

Romantik trifft Ruine

Ab dem späten 18. Jahrhundert begannen Künstler und Dichter, die Ruinen der einst prächtigen Klöster mit neuen Augen zu sehen. Was im 16. Jahrhundert gewaltsam zerstört worden war, galt nun als malerischer Teil der Landschaft – Ausdruck von Vergänglichkeit und Erhabenheit. Besonders eindrucksvolle Orte wie Tintern Abbey wurden durch Maler wie William Turner und Dichter wie William Wordsworth berühmt.

Die 15-jährige Jane Austen, bekannt für ihren scharfsinnigen Humor, spottete in ihrer satirischen History of England, Heinrich VIII. habe mit der Zerstörung der Klöster unfreiwillig zur „Verschönerung“ des Landes beigetragen.

Klöster heute – lebendige Orte der Stille

Trotz der Reformation gibt es in Großbritannien bis heute aktive Klöster. Einige, wie Buckfast Abbey in Devon oder St. Augustine’s Abbey in Chilworth, öffnen ihre Türen für Gäste, die eine Auszeit suchen oder am klösterlichen Rhythmus teilhaben möchten – sei es beim Gebet, in der Stille oder im Austausch mit der Gemeinschaft.

Weit im Norden, in den schottischen Highlands, liegt Pluscarden Abbey – ein Benediktinerkloster, in dem noch immer Novizen ausgebildet werden. Der Alltag dort ist geprägt von Gebet, Arbeit und kontemplativem Leben – einschließlich traditioneller Handwerke wie Weberei und Imkerei.

Ein besonderer spiritueller Ort ist die Insel Iona an der schottischen Westküste. Die dortige Abtei gilt als eines der ältesten christlichen Pilgerzentren Großbritanniens. Heute wirkt dort die Iona Community, eine ökumenische Gemeinschaft von Frauen und Männern verschiedener Konfessionen, die 1938 gegründet wurde. Besucher erreichen die Abtei über die Fähre von Mull und folgen dem historischen Pilgerpfad, vorbei an originalen keltischen Hochkreuzen.

Westminster Abbey – Herzstück der Nation

Westminster Abbey ist weit mehr als ein Gotteshaus: Sie ist ein Ort nationaler Erinnerung, kultureller Identität und königlicher Tradition. Seit der Krönung Wilhelms des Eroberers im Jahr 1066 finden hier nahezu alle Krönungen britischer Monarchen statt. Auch zahlreiche Königinnen, Könige, Dichter und bedeutende Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kunst haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden oder werden durch Denkmäler geehrt.

Zugleich ist die Abtei ein Schatzhaus britischer Geschichte – mit jahrhundertealten Grabmälern, kunstvollen Fenstern und einer Atmosphäre, die Geschichte lebendig werden lässt.

Downton Abbey – Kloster im Namen, nicht im Kern

Der Name der Erfolgsserie Downton Abbey erinnert an ein klösterliches Erbe – doch eine tatsächliche Abtei, sei es historisch oder in der fiktiven Welt der Serie, ist nicht belegt. Solche Namensgebungen sind in Großbritannien dennoch typisch: Viele Landsitze tragen den Zusatz Abbey, wenn sie auf dem Gelände ehemaliger Klöster errichtet wurden oder in deren Nähe liegen. Der Name vermittelt ein Gefühl von Tradition, Würde und historischer Tiefe – selbst wenn das klösterliche Fundament nur im Namen weiterlebt.

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