Niemand liebt Toast mehr als die Briten. Sie essen ihn nicht nur zum Frühstück mit salziger Butter und Orangenmarmelade, schön über Eck geschnitten, sondern auch zum „tea“ oder Abendessen, sie streichen Marmite drauf oder krönen ihn mit gebackenen Bohnen in Tomatensauce. „Beans on toast“, mit viel (ebenfalls salziger) Butter drunter, sind eine nationale Errungenschaft! Kinder lieben „soldiers“, Soldaten. Das ist in Streifen geschnittener Toast, den man ins gekochte Ei tunkt. Ein „Welsh Rarebit“, auch eine Delikatesse, ist im Prinzip ein Käsetoast. Allerdings wird der Käse vorher in einer Art Biersauce geschmolzen, was – auch wenn es anders klingt – sehr lecker schmeckt.
Richtig guter Toast auf britische Art darf nicht labbrig sein, sondern muss knusprig bleiben. Deshalb braucht jeder Haushalt ein „toast rack“, einen Toastständer, in dem das delikate Teil von allen Seiten Luft bekommt. Das verhindert das Weichwerden, das unweigerlich eintritt, wenn man die getoasteten Scheiben, womöglich schon gebuttert, übereinanderstapelt. Toastständer gab es in England angeblich schon im 18. Jahrhundert.
Heute haben auch britische Haushalte in der Regel Toaster, wie es sie bei uns gibt und aus denen das Brot freudig heraushüpft. Früher sah das aber anders aus. Der Toaster war bis in die 1980er-Jahre eher ein Grill und über dem Herd angebracht, da, wo heute oft die Abzugshaube ist. Man musste das Brot darunterlegen und den rechten Moment zum Wenden abpassen, denn das Gerät bräunte jeweils nur eine Seite. Frühmorgendliche Missgeschicke, die kohlschwarze Scheiben zur Folge hatten, gehörten zum Alltag. Vielleicht ist das der Grund, aus dem viele Briten ihren Toast noch heute ziemlich hell mögen – sicher ist sicher. Stolze Besitzer eines „AGA“ oder eines anderen gusseisernen Herdes im Country-Stil toasten übrigens auf der Herdplatte. Das Brot kommt dann in eine Art Drahtkäfig, der einem Tennisschläger nicht unähnlich ist, und wird direkt auf die heiße Platte gelegt. Man sagt, der Geschmack sei unübertrefflich.
Neben dem gerösteten Brot hat „toast“ noch eine zweite Bedeutung, die wir ebenfalls ins Deutsche übernommen haben: „Ein Toast auf das Brautpaar!“. Was haben Trinksprüche mit Weißbrot zu tun? Angeblich war es in früheren Jahrhunderten Sitte, in den Wein ein Stückchen verbranntes Brot oder sogar Holzkohle zu legen, um die Säure zu binden. Auch heute wird ja noch medizinische Kohle bei Magenproblemen genommen. Weniger unklar ist die Herkunft des Ausdrucks „to be toast“. Wenn ein Projekt „toast“ ist, heißt das: Es ist erledigt, daraus wird nichts, es ist sozusagen verbrannt.
Eine sehr leckere Variante des englischen Frühstücks mit Toast, Coddled Egg und Soldiers stellt unsere Kooperationspartnerin Simone Orlik in ihrem Blog „Tea & Scones“ vor.
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