Weihnachtspullis sind ein Hingucker, haben aber den Nachteil der reinen Saisonware, sprich: Wir können sie zwar am heutigen offiziellen „Christmas Jumper Day“ und in der gesamten Weihnachtszeit tragen, aber davor und danach sind sie im Schrank besser aufgehoben. Das ist schade, da auch das Frühjahr und der Herbst ganz schön kühl ausfallen können.
Festlich, aber alltagstauglich
Dagegen sind die kunstvoll gestrickten Fair-Isle-Pullis echte Allrounder. Sie wirken mit ihren Sternen-, Kreuz-, Zacken- und Rautenmustern wunderbar weihnachtlich, lassen sich aber auch zu anderen Jahreszeiten tragen, ohne irritierte Blicke auf sich zu ziehen. Dazu sind sie weich und warm und leicht. Grund genug also, sich diese besonderen Kleidungsstücke einmal näher anzuschauen.
Die schöne Insel im Nirgendwo
Der Herkunftsort der Strickwaren ist Fair Isle, die „schöne Insel“. Sie liegt mitten im Nirgendwo zwischen Orkney und Shetland und ist von der Hauptinsel des Shetland-Archipels per Fähre in etwa zweieinhalb Stunden zu erreichen, außerdem per Flugzeug. Das Wetter kann allerdings jederzeit einen Strich durch die Reisepläne machen, vor allem im Winter. Auf der nur acht Quadratkilometer großen Fair Isle, die zu Schottland und verwaltungstechnisch zu Shetland gehört, leben derzeit rund 60 Leute. Der Kindersegen reicht aber immerhin für eine Grundschule mit zwei Klassen, es gibt einen Laden und ein sehr bekanntes Vogel-Observatorium, das derzeit nach einem Brand wieder aufgebaut wird.
Stricken für ein besseres Leben
Das Leben auf Fair Isle war früher schwer, ärmlich und von harter Farmarbeit geprägt. Um die Kasse aufzubessern, strickten die Frauen vor allem im Winter – wenn draußen weniger zu tun war – Kleidungsstücke mit speziellen, in den Familien überlieferten Muster. Auch die Witwen verunglückter Fischer suchten sich so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Lange wurden diese Pullover vor allem in Schottland getragen, aber 1921 trug der damalige Prince of Wales – später (kurzzeitig) König Edward VIII. – enorm zu ihrer Popularität bei. Er zog diese Pullis nicht nur gern an, sondern ließ sich sogar in einem Fair-Isle-Jumper malen.
Erbe der Wikinger
Woher stammen die Muster? Der Legende nach kam die Inspiration von gestrandeten spanischen Matrosen nach dem Untergang der Armada im 16. Jahrhundert. Da die vielfältigen Strickmuster aber viel mehr mit Norwegerpullis gemeinsam haben als mit traditionell spanischer Kleidung, dürfen wir diese Geschichte getrost ignorieren. Fair Isle war lange norwegisch und von „Nordmännern“ (und Nordfrauen) besiedelt: Die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner sind überwiegend Nachfahren der Wikinger. Aber tatsächlich sind auch damals aus der See gefischte Spanier auf der Insel geblieben und haben dort Familien gegründet. Der bekannteste unter ihnen ist fiktiv: Jimmy Perez, der Kommissar aus den Shetland-Romanen von Ann Cleeves, die auch fürs Fernsehen verfilmt worden sind. Fair Isle ist seine Heimat, und hier verliert er in dem Buch „Sturmwarnung“ seine große Liebe.
Natur pur plus Strickseminar
Aber zurück zu den Strickwaren. Noch heute wird auf der Insel fleißig nach der überlieferten Technik gestrickt, aber die traditionellen geometrischen Muster haben natürlich auch andere Hersteller inspiriert. Typisch für den Fair-Isle-Stil sind die Bandmotive, für die jeweils zwei Farben verwendet werden. Wer es selbst einmal versuchen will, kann sogar einen Urlaub mit Strickseminar auf Fair Isle buchen. Wilde Natur erwandern, seltene Seevögel beobachten und dann noch etwas Neues lernen – klingt nach einem perfekten Urlaub.
Mehr über die Insel und die Möglichkeiten, sie zu besuchen: www.fairisle.org.uk
Auch in unserem Sortiment finden Sie wunderschöne Fair-Isle-Modelle.
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