Köstliches unter der Haube
Im Vereinigten Königreich beginnt am 6. März die British Pie Week. Da gibt es wirklich etwas zu feiern, denn Pasteten sind neben Fish and Chips wohl die bedeutendste kulinarische Errungenschaft der Nation. Wer nach Großbritannien reist und nicht mindestens eine „pie“ probiert, macht einen schweren Fehler. Die Auswahl in Bäckereien, Supermärkten und Restaurants ist groß:
- von der klassischen handgeformten „pork pie“ mit Schweinefleisch, die kalt mit Chutney gegessen wird,
- über „chicken and mushroom pie“ mit Hühnchen und Pilzen bis hin
- zur wunderbar knusprigen „apple pie“, ein Gedicht mit Vanillesauce.
Mit Fleisch, Gewürzen, Trockenfrüchten
Die Tradition, Fleisch oder Obst in eine Teighülle zu füllen und mit einem Teigdeckel zu krönen, ist uralt; das Wort „pie“ oder auch „pye“ findet sich zum ersten Mal in einem Schriftstück im frühen 14. Jahrhundert. Jahrhundertelang waren diese Gerichte eher etwas für Klerus und Adel, also Leute mit Geld. Die Füllung bestand meist aus diversen Fleischsorten von Wild bis Kalb, vermischt mit den damals so kostbaren Gewürzen und Trockenfrüchten. Aus dieser vielfältigen Mischung leitet sich wohl auch das Wort „pie“ ab, denn „pied“ bedeutet zusammengewürfelt, bunt oder auch kariert. Ein anderes Wort für die Teighülle war „coffyn“ oder „coffin“, das heute wenig appetitanregend „Sarg“ bedeutet, damals aber „Schachtel“ oder „Truhe“.
Vogelschwarm aus der Pastete
Bei Hofe, insbesondere zur Tudorzeit, waren die Pasteten extravagante Schaustücke – legendär sind die bei Tisch aufgeschnittenen „pies“, aus denen lebendige Vögel flogen … ob man den Teig danach noch essen wollte, sei dahingestellt. Es ging mehr um den Effekt. Eine kleine bescheidenere Erinnerung an diese Zeiten ist das „stargazy pie“ aus Cornwall, aus dessen Deckel gebratene Sardinen gen Himmel und damit zu den Sternen gucken.
Was ist eine „pie“ und was nicht?
In den USA sind „pies“ auch sehr beliebt, aber die Leute jenseits des Atlantiks meinen mit dem Begriff meist Obstkuchen, die noch nicht mal einen Deckel haben. Sowas nennt man in Großbritannien aber „fruit flans“. Insofern gilt auch hier der Spruch von Mark Twain, dass diese beiden Nationen von der gemeinsamen Sprache getrennt werden.
Nach britischem Verständnis hat eine echte Pastete, „a proper pie“, sowohl einen Boden als auch einen Deckel aus Teig, und zwar aus Mürbeteig. Wer nur die Füllung in eine Form gibt und einen Teigdeckel auflegt, mogelt ein bisschen. Auch die berühmte „shepherd´s pie“, die Hirtenpastete mit Lammfleisch, verdient strenggenommen den Namen ebenso wenig wie eine „fish pie“. Denn beider Topping besteht aus Kartoffelbrei. Leberpastete und dergleichen heißt im Englischen übrigens nicht „pie“, sondern „paté“.
In aller Munde, auch sprachlich gesehen
Zum Schluss noch ein paar Redewendungen rund um die Pastete:
- „pie in the sky“ ist ein Luftschloss, etwas Irreales;
- „easy as pie“ bedeutet: babyleicht;
- und wer „pie-eyed“ ist, hat zu tief ins Glas geschaut.
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