Legendäres Läuten
„Ding dong ding dong, ding dong ding dong” – diese Töne, gespielt in den Tonarten Gis, Fis, E und B sind nicht mehr und nicht weniger das Synonym für den Beginn des neuen Jahres im Vereinigten Königreich.
Wenn die Zeiger der Uhr in der Silvesternacht kurz vor Mitternacht stehen, wird Big Ben, die größte Glocke im Elizabeth Tower, zwölfmal angeschlagen. Das Läuten von Big Ben ist tief im kollektiven Gedächtnis einer ganzen Nation verankert und gehört ebenso zur Silvesternacht wie das lauthals gesungene „Auld Lang Syne“.
Zum diesjährigen Silvester jährt sich der Tag, an dem das legendäre Läuten zum ersten Mal per Radio übertragen wurde, zum 100. Mal.
Die Klangfolge, deren ursprünglicher Name „Cambridge Quarters“ hieß und heute unter dem Namen „Westminster Quarters“ bekannt ist, wurde zum ersten Mal jedoch nicht von Big Ben, sondern von einer Glocke der Great St. Mary’s Church in Cambridge gespielt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts erklang das Läuten auch in Westminster und wurde schnell so beliebt, dass man es fortan überall im Vereinigten Königreich hören konnte.
Der große Tag: 31. Dezember 1923
Am 31. Dezember 1923, kurz vor Mitternacht, war es endlich so weit: Die Technik war bereit, die Britinnen und Briten warteten gespannt vor ihren Radios darauf, die „Big Ben Bongs“ zu hören. Einem Bericht der BBC ist zu entnehmen, dass die erste Übertragung noch nicht so ganz störungslos verlief, wie wir es heute gewohnt sind: Die Ingenieure durften das Gebäude nicht betreten und mussten daher vom Dach des Palace of Westminster aus den Uhrenturm steuern, in dem Big Ben und die vier anderen Glocken untergebracht sind. Der unweigerliche Nebeneffekt: Das Mikrofon nahm neben dem Glockenschlag auch eine Menge Verkehrslärm auf.
Nichtsdestotrotz markierte dies den Beginn einer Tradition, der ein bestimmter Gedanke zugrunde lag, wie die Autorin Nicole Hartland im Blog „The Parliamentary Archives” des Parlaments des Vereinigten Königreichs schreibt: „Die Idee der britischen Demokratie und die Macht, Stärke und Widerstandsfähigkeit Großbritanniens wurden durch das Glockenspiel repräsentiert, als dieser ikonische Klang der ‚Britishness’ in die Welt gesendet wurde.”
Eine Klangfolge für die Hoffnung
Das Läuten von Big Ben erklingt auch abseits des New Year’s Eve. Besonders in schwierigen Situationen wie z. B. dem 2. Weltkrieg oder in Zeiten der Corona-Pandemie sollte es Trost und Hoffnung spenden.
Ein besonderer Moment fand am 31. Dezember 2021 statt: Nachdem Big Ben für vier Jahre aufgrund von Renovierungsarbeiten des Elizabeth Tower verstummt war, erklang die Glocke endlich wieder. Ein Erlebnis für alle Sinne: Zu dem Geläut gibt es den Turm – mit einer der schönsten Uhren im Vereinigten Königreich – endlich wieder in seinen Originalfarben zu sehen.
Und nun sind wir es, die wir das Privileg haben, Zeuge davon zu sein, wie das Big-Ben-Glockenspiel zum 100. Mal übertragen wird – mittlerweile natürlich nicht mehr nur im Radio, sondern auch im Fernsehen und in den sozialen Medien. „Ding dong ding dong, ding dong ding dong” – rutschen Sie gut rein!
Leserbriefe (1)
Angela Bartsch
am 31.12.2023